Fiona Fiedler
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Menschen mit Behinderungen gleiche Teilhabe am Leben ermöglichen
Vom Kindergarten bis zur Pension, von Burgenland bis nach Vorarlberg: Jeder Mensch hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Österreich hat bereits 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet und sich damit verpflichtet, eine umfassend inklusive Gesellschaft auf allen Ebenen umzusetzen. Davon sind wir aber noch meilenwert entfernt.
Wir NEOS sehen es als unsere politische Verantwortung, hier klar Stellung zu beziehen und für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu kämpfen. Als liberale Partei treten wir für eine Freiheit ein, die Chancengerechtigkeit voraussetzt. Eine Gesellschaft, die Inklusion nicht berücksichtigt, kann deshalb nicht frei sein. Denn Inklusion ist nicht karitativ, Inklusion ist ein Menschenrecht!
Inklusive Bildung setzt voraus, dass Schulunterricht allen Kindern die gleichen Chancen bietet – egal, ob mit oder ohne Behinderungen. Damit das in Österreich tatsächlich geschieht, fordern wir u.a. massive Investitionen für umfassende Barrierefreiheit, eine Anpassung des Lehrplans, die Einführung der Österreichischen Gebärdensprache an allen Schultypen, verpflichtende Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte und eine fundierte Ausbildung in inklusiver Pädagogik im Lehramtsstudium.
Der inklusive Arbeitsmarkt profitiert von der inklusiven Bildung. Das Ziel sollte daher sein, einen reibungslosen Übergang aus der inklusiven Schule in den inklusiven Arbeitsmarkt zu garantieren. Dafür braucht es einen umfangreichen Prozess aller politischen Entscheidungsträger:innen, gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen, ihren Interessenvertretungen und den Trägerorganisationen.
Wir fordern, dass öffentliche Stellen unterstützte Kommunikation, einfache Sprache und Piktogramme verpflichtend verwenden. Das gilt auch für den Einsatz der Österreichischen Gebärdensprache in allen öffentlichen Institutionen und sämtlichen Bildungseinrichtungen. Umfassende Barrierefreiheit erreichen wir nur mit entsprechenden Investitionen, mehr Sensibilisierung und der Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen.
Persönliche Assistenz ist ein wesentliches Konzept für ein selbstbestimmtes Leben. Wir fordern daher eine einheitliche bundesweite Regelung für persönliche Assistenz. Bereits bestehende Konzepte sollen in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium und Menschen mit Behinderungen und deren Vertretern umgesetzt werden.
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Beim Thema Inklusion hat sich in Österreich in den vergangenen zehn Jahren leider kaum etwas getan: der Nationale Aktionsplan Behinderung 2012-2020 wurde nie umgesetzt, der darauffolgende Nationale Aktionsplan 2022-2030 lässt viele wichtige Fragen ungeklärt. Noch immer arbeiten rund 23.500 Österreicher:innen in Tageswerkstätten ohne gesetzliche Sozialversicherung. Auf der Suche nach Hard Facts steht man beim Thema Inklusion aber schnell an. Es gibt zu wenig Zahlen, die man abrufen kann. Um zielgerichtet unterstützen zu können, ist eine Erhebung dieser Zahlen aber unumgänglich. Auch inklusive Bildung bleibt ein fernes Ziel, bis Österreich die UN-Behindertenrechtskonvention endlich in allen Punkten umsetzt.
Bis heute ist ein Umbau des heimischen Schulsystems im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention nicht in Sicht. Die bestehenden integrativen Schulen nehmen zwar Kinder mit Behinderungen auf, in den gemeinsamen Schulalltag werden sie aber oft nicht eingebunden. Ausgrenzung steht immer noch an der Tagesordnung. Dabei zeigen andere europäische Länder vor, dass Inklusion auch in der Praxis möglich ist. In Italien, Spanien oder den skandinavischen Staaten werden schon jetzt fast alle Kinder mit Lernschwierigkeiten an der Regelschule unterrichtet.
Die Politik ist jetzt gefordert, die Lehrpläne endlich an die Anforderungen einer tatsächlich inklusiven Schule anzupassen, massive Investitionen für eine umfassende Barrierefreiheit zu tätigen und die Österreichische Gebärdensprache an allen Schultypen einzuführen. Zudem braucht es verpflichtende Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte und eine fundierte Ausbildung in inklusiver Pädagogik im Lehramtsstudium. Wenig hilfreich ist es jedenfalls, Sonderschulen und inklusive Schulzentren zu schließen. Viel besser wäre es, Sonder- und Regelschulen für alle Kinder zugänglich zu machen. Sonderschulen sollten also auch für Schüler:innen ohne Behinderungen geöffnet werden – und Regelschulen stufenweise für Kinder mit Behinderungen. Erst wenn beide Schultypen umfassend barrierefrei sind, können wir gemeinsames Lernen für alle Kinder garantieren. Damit Barrierefreiheit überall Realität werden kann, braucht es nicht nur umfangreiche Investitionen, sondern auch die entsprechende Personalausstattung. Dazu gehören z.B. auch „School-Nurses“ – denn Lehrer:innen sind nicht für das Wechseln von Kathetern, Sondenernährung oder die Gabe von Insulin-Pens ausgebildet.
Fiona Fiedler kommt aus der Steiermark, ist österreichische Nationalratsabgeordnete und NEOS-Sprecherin für Menschen mit Behinderungen, Gesundheit und Pflege. Eines ihrer Herzensanliegen ist es, Berührungsängste und Barrieren in den Köpfen der Menschen abzubauen und die Gesellschaft für Behinderungen sensibilisieren. Sie möchte den Stillstand in der österreichischen Inklusionspolitik beenden und setzt sich mit aller Kraft für ein tatsächlich inklusives Österreich ein. Fiona Fiedlers Ziel ist es, dafür sorgen, dass schulischer Unterricht endlich allen Kindern die bestmögliche Entfaltung der eigenen Potenziale ermöglicht.
mit Fiona Fiedler
Der Podcast "Exklusiv INKLUSIV" handelt vom Alltag von Menschen mit Behinderungen und den Hürden, mit denen sie konfrontiert sind. Fiona Fiedler spricht mit ihren Gästen über Barrieren im Kopf, inklusive Settings und über die Pläne für die Zukunft.