Es war ein langer Weg nach Brüssel. Die Erfahrungen der beiden Weltkriege machten eine enge Zusammenarbeit in Europa notwendig. 1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman vor, die Kohle- und Stahlproduktion Europas gemeinsam zu organisieren, um einen Krieg zwischen den Erzfeinden Frankreich und Deutschland „nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich“ zu machen. Auf dieser Grundlage wurde 1952 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) gegründet – ein erster Schritt zur europäischen Einigung. 1957 folgten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) – das Fundament für die spätere Europäische Union.
Schon ab den 1960er-Jahren suchte Österreich die Annäherung an die EWG – etwa als Gründungsmitglied der EFTA (Europäische Freihandelsassoziation). 1989 stellte Außenminister Alois Mock mit dem sogenannten Brief nach Brüssel das Beitrittsansuchen, doch erst nach dem Ende des Kalten Krieges war der Weg dafür wirklich frei.
Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Vizekanzler Erhard Busek (ÖVP) waren die politischen Architekten des Beitritts, Mock bereitete das Land in enger Abstimmung mit dem damaligen Kommissionspräsidenten Jacques Delors auf den Beitrittsprozess vor. Nachdem die Europäische Kommission die Aufnahme Österreichs im Juli 1991 befürwortet hatte, starteten die Verhandlungen am 1. Februar 1993.
Ein Jahr später, am späten Abend des 1. März 1994, gab Alois Mock mit den Worten „Österreichs Weg nach Europa ist frei!“ die erzielte Einigung bekannt. Am 4. Mai 1994 erteilte schließlich das Europäische Parlament die Zustimmung zum Beitritt Österreichs, die laut Verfassung erforderliche Volksabstimmung wurde für den 12. Juni angesetzt – und wurde von zwei Drittel der Österreicher:innen mit „Ja“ beantwortet.