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Orientierungsklassen: Schule, die für alle funktioniert

Orientierungsklassen schaffen Struktur – damit Integration nicht im Klassenzimmer beginnt, sondern gelingt.

Kinder, die noch nie eine Schule oder einen Kindergarten besucht haben, stehen beim ersten Kontakt mit dem österreichischen Bildungssystem vor vielen Herausforderungen. Hier geht es nicht nur um Deutsch, hier geht es auch um das generelle Wissen über Abläufe oder Regeln in Bildungseinrichtungen. Für genau diese Kinder sind Orientierungsklassen gedacht – ein Modell, das in Wien und Vorarlberg bereits erfolgreich läuft und nun österreichweit umgesetzt werden soll. Für uns NEOS ist klar: Integration und die beste Bildung funktionieren nur Hand in Hand.

Es geht um Integration

Orientierungsklassen richten sich an jene Kinder, die zusätzlich zu sprachlichen Barrieren auch keine schulischen oder sozialen Vorerfahrungen mitbringen – etwa, weil sie in Flüchtlingslagern aufgewachsen sind oder keinen Zugang zu früher Bildung hatten. In einer speziell betreuten Umgebung lernen sie grundlegende Fähigkeiten: feinmotorische Tätigkeiten wie das Halten eines Stiftes, das Erkennen von Symbolen, Buchstaben und Zahlen, räumliche und zeitliche Orientierung im Schulalltag – aber auch zentrale Werte wie Respekt, Verantwortung und Selbstbestimmung.

Wichtig ist: Das Modell ist flexibel. Orientierung kann als eigene Klasse, als Kleingruppe oder auch integrativ am Standort organisiert werden – abhängig vom konkreten Bedarf. Uns ist wichtig, dass die Altersstruktur dabei berücksichtigt wird, es sollten nicht Volksschüler:innen mit Jugendlichen in einer Klasse sitzen. Auch der Umfang ist klar begrenzt: Orientierungsklassen sollen maximal sechs Monate dauern – in der Praxis reichen oft wenige Wochen, bevor ein Kind in eine Deutschförderklasse wechseln kann.

Vorbereitung statt Überforderung

Wer aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, weiß, dass Bildungssysteme vorbereitet sein müssen. In Zeiten stark gestiegenen Zuzugs war das System teils überfordert – diese Situation soll sich nicht wiederholen. Orientierungsklassen sind vorausschauend gedacht, damit bei Bedarf schnell reagiert werden kann. Denn wer vorbereitet ist, muss nicht improvisieren.

Bereits heute gibt es Stimmen, die zusätzliche Ressourcen fordern – etwa von der Tiroler Landesregierung. Und wir reagieren als Bund: Die Mittel für Deutschförderung werden deutlich erhöht, das umfasst auch die Umsetzung von Orientierungsklassen. Schulen sollen handlungsfähig sein – nicht durch neue Vorschriften, sondern durch Vertrauen in die Entscheidungskompetenz vor Ort.

Die Einschätzung, ob ein Kind eine Orientierungsklasse braucht, wird bereits bei der Anmeldung getroffen. Dabei wird geprüft, ob das Kind bereits einen Kindergarten oder eine Schule besucht hat und falls nicht, werden Eltern und Kinder zu einem Gespräch geladen. Die Entscheidung dazu trifft die Direktion – mit Unterstützung des Schulpersonals oder der Bildungsbehörde, etwa bei Sprachbarrieren. Wichtig ist: Niemand trifft diese Entscheidung allein, und sie erfolgt stets auf Grundlage pädagogischer Einschätzung.

Auch die Lehrer:innen in Orientierungsklassen sind entsprechend qualifiziert. Sie bringen nicht nur eine pädagogische Ausbildung mit, sondern auch Zusatzqualifikationen im Bereich Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache. Bei Bedarf werden sie durch Erstsprachen-Lehrkräfte unterstützt. Quereinsteiger:innen ohne Vorbereitung kommen hier nicht zum Einsatz – die Qualität bleibt gesichert.

Auch Eltern werden aktiv eingebunden. Gerade wenn sie selbst keine Schulerfahrung haben, ist es entscheidend, dass sie die Regeln und Pflichten im österreichischen Bildungssystem verstehen. Orientierung bedeutet auch für sie: Klarheit und Teilhabe. Ein gutes Miteinander entsteht nicht zufällig – es wird gestaltet.

Das ist gelebte Integration und ein echter Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit.
Martina von Künsberg Sarre
NEOS-Bildungssprecherin

Ein Gewinn für alle Kinder

Orientierungsklassen sind daher kein Zeichen von Ausgrenzung. Im Gegenteil: Sie sind ein Instrument, um echte Chancengleichheit zu ermöglichen – für Kinder, die noch ganz am Anfang stehen. Und auch für die, die sonst im Unterricht zurückstecken müssten. Denn ein Kind, das in Österreich geboren wurde, die Sprache spricht und den Kindergarten besucht hat, wird nicht in einer Orientierungsklasse landen – sondern profitiert davon, dass seine Klasse nicht durch strukturelle Überforderung belastet ist.

Dass das Modell wirkt, zeigen die Erfahrungen aus Wien und Vorarlberg. Nun soll es auf ganz Österreich ausgeweitet werden – mit Augenmaß, mit pädagogischem Fokus und mit klarer Zielsetzung: Damit jedes Kind gut ankommt und damit Schule für alle funktioniert.

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